Profit und Gemeinnützigkeit – Ja, das geht. Und nein, das ist kein Widerspruch.
Warum Profit kein Feindbild sein sollte (ernsthaft, warum eigentlich nicht?)
Gemeinnützigkeit und wirtschaftlicher Erfolg: Ein notwendiger Perspektivwechsel
Jedes Mal, wenn wir sagen, dass wir als gemeinnützige Unternehmergesellschaft (gUG) auch Profit erwirtschaften wollen, folgt ein kollektives Stirnrunzeln.
„Aber… aber… ihr seid doch gemeinnützig?!“
Ja, genau. Und weil wir das bleiben wollen, müssen wir wirtschaftlich erfolgreich sein. Überraschung: Wer nachhaltig Gutes tun will, kann nicht von Luft und Idealismus leben.
Dieses Bild vom gemeinnützigen Unternehmen, das am besten am finanziellen Tropf hängt, nur existiert, wenn Spenden reinkommen, und sich bloß nicht wirtschaftlich stabilisiert, ist nicht nur naiv – es ist gefährlich.
Ohne finanziellen Erfolg verpufft jede noch so gute Mission im Nichts.
Profit ≠ Profit. Oder: Wer steckt sich das eigentlich in die Tasche?
Klassische Unternehmen funktionieren nach einem einfachen Prinzip:
Wachse oder stirb.
Wenn eine AG X Euro Gewinn macht, aber nicht wächst? Dann stehen die Aktionäre auf der Matte und wollen wissen, was da schiefgelaufen ist.
Wenn wir als gemeinwohlorientiertes Unternehmen X Euro Gewinn machen und im nächsten Jahr wieder X Euro? Dann haben wir genau das erreicht, was wir wollten: Sicherheit. Stabilität. Planbarkeit.
Der Unterschied?
In der AG wandert der Profit in Dividenden, in Rendite, in Shareholder Value.
In unserer gUG fließt der Gewinn genau dahin, wo er hingehört:
Ins Gemeinwesen. In soziale Projekte. In Entwicklungshilfe. In Bildung. In Reinvestitionen für die Organisation selbst.
Das ist der Punkt: Es geht nicht darum, ob Profit gemacht wird. Es geht darum, ob das Geld aus dem Unternehmen abfließt – oder ob es die Organisation perspektivisch absichert.
Profit als Werkzeug. Nicht als Selbstzweck.
Es gibt zwei Arten, auf Profit zu schauen:
- Man sieht ihn als Endziel. Wachstum um jeden Preis. Immer mehr, immer größer, völlig egal, ob das langfristig irgendwen weiterbringt.
- Man sieht ihn als Werkzeug. Ein Mittel, um gute Arbeit langfristig abzusichern. Um sinnvolle Gehälter zu zahlen. Um unabhängig zu sein.
Wir stehen zu 100 % hinter Variante 2.
Denn seien wir ehrlich: Wer dauerhaft wirtschaftlich unsicher arbeitet, kann keine nachhaltige gesellschaftliche Veränderung bewirken.
Schluss mit der Schwarz-Weiß-Debatte
„Gemeinnützigkeit und Profit schließen sich aus!“ – Ein Satz, der sich hält wie ein schlechter Ohrwurm. Aber eben auch genauso falsch ist.
Es geht nicht darum, ob Profit gemacht wird.
Es geht darum, wofür er genutzt wird.
- In klassischen Unternehmen wird er ausgeschüttet und sichert Renditen.
- In gemeinnützigen Unternehmen bleibt er im System und sichert die Zukunft.
Das ist kein Widerspruch. Das ist wirtschaftliche Verantwortung.
Und wer glaubt, dass Gemeinnützigkeit automatisch heißt, immer kurz vor dem finanziellen Zusammenbruch zu stehen, sollte dringend umdenken.
Denn eine gUG, die nicht wirtschaftlich stabil ist, wird auf Dauer auch keine gemeinnützige Wirkung entfalten können.