B Corp Kaffee – Warum Nachhaltigkeit nicht immer zertifizierbar ist
Coffeebridge gUG setzt sich für eine nachhaltige und faire Kaffeeindustrie ein. Transparenz, soziale Verantwortung und ökologische Nachhaltigkeit sind für uns keine Marketingbegriffe, sondern unsere DNA – Werte, die auch das B Corp-Siegel repräsentieren soll. Doch paradoxerweise dürfen wir als gemeinnützige Organisation nicht zertifiziert werden. Warum? Weil wir keine Gewinne für Investoren erwirtschaften. Das stellt nicht nur die Logik des Siegels infrage, sondern auch die Glaubwürdigkeit von "Business as a Force for Good". In diesem Artikel erklären wir, warum das so ist, welche Alternativen es gibt – und werfen einen kritischen Blick auf Unternehmen, die trotz fragwürdiger Praktiken B Corp sind.
Was bedeutet das B Corp-Siegel – und für wen ist es gedacht?
B Corp (Benefit Corporation) ist ein international anerkanntes Zertifikat für Unternehmen, die soziale und ökologische Verantwortung mit wirtschaftlichem Erfolg verbinden. Die Zertifizierung wird von der gemeinnützigen Organisation B Lab vergeben und bewertet Unternehmen anhand von Kriterien wie Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit und transparente Unternehmensführung. Ziel ist es, Unternehmen zu fördern, die zwar auf Profit ausgerichtet sind, jedoch auch das Gemeinwohl im Blick haben. B Corp-Unternehmen verpflichten sich, ihren profitorientierten Unternehmenszweck mit nachhaltigem Wirtschaften zu verbinden und regelmäßig über ihre Fortschritte zu berichten.
Das Ziel: Wirtschaft als treibende Kraft für das Gute
Der B Corp-Leitsatz „Make Business a Force For Good” verdeutlicht dieses Ziel: Unternehmen sollen sowohl Gewinne erwirtschaften, als auch gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. In der heutigen Wirtschaft stehen oft allein finanzielle Kennzahlen im Fokus, während soziale und ökologische Auswirkungen vernachlässigt werden. B Corp möchte dieses Erfolgsverständnis verändern und neue Maßstäbe setzen, um verantwortungsvolles Wirtschaften zu integrieren.
Warum Coffeebridge als gUG keine B Corp werden kann
Die B Corp-Zertifizierung ist für gewinnorientierte Unternehmen konzipiert. Die Anforderungen an eine B Corp beinhalten, dass das Unternehmen eine Rechtsform besitzt, die es erlaubt, sowohl wirtschaftliche als auch gemeinnützige Interessen zu verfolgen. In Deutschland wird die Zertifizierung nur für Kapitalgesellschaften wie GmbHs oder Aktiengesellschaften anerkannt, nicht jedoch für gemeinnützige Organisationen wie die gGmbH und gUG. Der Hauptgrund: Eine B Corp muss die Möglichkeit haben, Gewinne an Investoren oder Eigentümer:innen auszuschütten, was bei der gGmbH und gUG aufgrund der Gemeinnützigkeitsauflagen nicht erlaubt ist.
B Lab (die Organisation, die B Corp vergibt) verlangt von profitorientierten Unternehmen, soziale und ökologische Verantwortung explizit in ihrer Unternehmensstruktur und in ihrer Satzung zu verankern. Gemeinnützige Organisationen wie die gGmbH sind bereits gesetzlich an ihre gemeinnützigen Zwecke gebunden. Sie handeln aus ihrem Kern heraus ökologisch und sozial nachhaltig, sind jedoch nicht B Corp zertifizierbar.
Der Widerspruch: Nachhaltige Unternehmen ausgeschlossen, große Konzerne zertifiziert?
Aus unserer Sicht wirft die B Corp-Zertifizierung von Unternehmen wie Nespresso und Illy Fragen auf. Diese Konzerne stehen in der Kritik, unter anderem wegen Monokulturen, Aluminiumkapseln und fragwürdiger Arbeitsbedingungen in der Lieferkette. Für uns stellt sich die Frage: Ist B Corp wirklich ein verlässlicher Maßstab für nachhaltiges Wirtschaften – oder doch eher ein Marketinginstrument, das Unternehmen dabei hilft, ein grünes Image aufzubauen? Wenn gemeinnützige Organisationen wie Coffeebridge ausgeschlossen werden, während große Konzerne zertifiziert werden, passt das für uns nicht zum Versprechen von „Business as a Force for Good“.
Alternative Zertifizierungen für gemeinnützige Unternehmen
Für gemeinnützige Organisationen gibt es alternative Wege, nachhaltiges Wirtschaften sichtbar zu machen:
- Gemeinnützigkeitsstatus als Qualitätssiegel: Anerkennung als gGmbH zeigt bereits, dass ein Unternehmen im Sinne des Gemeinwohls handelt.
- Gemeinwohl-Bilanz: Das GWÖ-Modell bewertet Unternehmen anhand sozialer und ökologischer Kriterien und bietet eine Alternative zur B Corp-Zertifizierung.
- Transparenz- und Nachhaltigkeitsberichte: Ein freiwilliger Impact-Report kann die Wirkung und Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens belegen.
Ist B Corp wirklich ein Siegel für nachhaltige Unternehmen?
Die Idee hinter B Corp ist gut – doch die Umsetzung hat blinde Flecken. Dass ein Unternehmen wie Coffeebridge, das per Gesetz ausschließlich dem Gemeinwohl dient, nicht zertifiziert werden darf, während Konzerne mit problematischen Lieferketten das Siegel tragen, zeigt ein grundlegendes Problem. Gemeinnützige Unternehmen müssen sich Alternativen suchen, um ihre soziale und nachhaltige Wirkung sichtbar zu machen. Doch sollten wir uns nicht fragen: Ist ein Siegel glaubwürdig, wenn es Social Impact-Unternehmen ausschließt und gleichzeitig Konzernen mit fragwürdigen Praktiken eine Zertifizierung verleiht?